Renault F1 im Focus: Großer Preis von Japan

30. September 2009
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„Fernandos Podestplatz hat das Team für Suzuka beflügelt“

Die Formel 1 geht in den zweiten Akt ihres Asien-Gastspiels: Nur eine Woche nach dem Stadtrennen in Singapur startet am kommenden Wochenende der Große Preis von Japan als 15. von 17 Läufen zur Formel 1-Weltmeisterschaft 2009. Auf der legendären Hochgeschwindigkeitsstrecke von Suzuka will das Renault F1 Team an die starke Leistung von Singapur anknüpfen und erneut um die Podestplätze kämpfen.
Mit einer großen fahrerischen und strategischen Leistung erreichten Fernando Alonso und das Renault F1 Team in Singapur Rang drei – die erste Podiumsplatzierung der Werksmannschaft in der laufenden Saison. „Platz drei sehe ich als großen Erfolg für das Team“, erklärte der Spanier. „Dieses Ergebnis hilft, die schwierigen Wochen hinter uns zu lassen und positiv nach vorn zu schauen. Alle Renault Mitarbeiter in Enstone, Viry und hier an der Rennstrecke haben großartige Arbeit geleistet, die sich heute voll ausgezahlt hat. Jetzt fahren wir mit neuem Mut nach Suzuka.“
Auch Bob Bell, Interims-Teamchef des Renault F1 Teams, zeigte sich nach dem Rennen im Stadtstaat erleichtert: „Es ist immer wunderbar, auf dem Podest zu stehen, aber nach allem, was wir durchleiden mussten, fühlt es sich besonders gut an und gibt uns viel Kraft zurück. Jedes Teammitglied ist für die letzten drei Saisonrennen jetzt nochmals besser motiviert, weil wir bewiesen haben, dass wir um Podestplätze kämpfen können.“
Neben dem hervorragenden Ergebnis in Singapur gibt es für das Renault F1 Team weitere Gründe, zuversichtlich nach Suzuka zu blicken: Das bislang letzte Rennen auf der atemberaubenden „Achterbahn“ auf der japanischen Hauptinsel Honshu gewann 2006 niemand anderes als Fernando Alonso im Renault. Auch als der Große Preis von Japan 2008 in Fuji ausgetragen wurde, siegte der zweifache Weltmeister im Renault Werksteam.

Der Große Preis von Japan aus Sicht des Renault F1 Teams
Der Suzuka International Racing Course zählt zu den spektakulärsten Formel 1-Strecken überhaupt – und folgerichtig zu den Lieblingskursen praktisch aller Piloten. Als einziger Termin im Formel 1-Kalender ist Suzuka im Stile einer klassischen Slotcar-Bahn angelegt: Das Streckenlayout beschreibt prinzipiell eine Acht und besitzt eine Überführung. Damit weist der Kurs annähernd gleich viele Rechts- und Linkskurven auf.
Zu den größten Herausforderungen zählen dabei die „Esses“, eine Abfolge schneller und sehr komplexer S-Kurven nach dem ersten Rechtsbogen. Schon die Linie bei der Einfahrt in die erste Biegung entscheidet wesentlich mit über die spätere Rundenzeit. Mit dem nach seinem Radius benannten Linksknick „130R“ weist Suzuka zudem eine der schnellsten Kurven des Jahres auf. Diese Ecke ist auch für die Motoren-Ingenieure eine harte Nuss. Hier treten Querbeschleunigungen von bis zu 6G auf, bei denen die Ölversorgung nicht abreißen darf. Nicht zuletzt kann auch das Wetter das Zünglein an der Waage spielen. Gewitter gehören in dieser Jahreszeit zum Alltag.

Fernando Alonso: „Das ganze Team kann stolz sein auf dieses Ergebnis“

Fernando, in Singapur konntest du deine erste Podestplatzierung des Jahres feiern. Wie fühltest du dich nach dem Rennen?
Fernando Alonso
Aufs Podium steigen zu dürfen war ein großartiges Gefühl. Wir haben für dieses Ergebnis sehr hart gearbeitet. Das Team hat sich diesen Erfolg verdient, weil wir in diesem Jahr oft Pech hatten und viele Chancen nicht nutzen konnten. Jeder einzelne von uns kann sehr stolz sein, denn alle haben über das gesamte Wochenende einen großartigen Job gemacht. Es gab keinen besseren Zeitpunkt, um dieses Resultat zu erzielen. Es ist eine tolle Belohnung für die harte Arbeit, die an der Strecke und in unseren beiden Workshops in Enstone und Viry-Châtillon geleistet wurde.

Jetzt geht es nach Suzuka. Freust du dich auf die Rückkehr nach zweijähriger Pause?
FA
Ja, ich kann es kaum erwarten, wieder auf dieser Strecke fahren zu dürfen. Suzuka zählt zu meinen absoluten Lieblingskursen und ich verbinde tolle Erinnerungen damit. Unter anderem gewann ich 2006 dort, das war ein wichtiger Schritt in Richtung WM-Titel. Auch mein Duell mit Michael Schumacher beim Großen Preis von Japan 2005 werde ich nie vergessen. Dieser Grand Prix stellt etwas ganz Besonderes dar, denn rund um die Strecke herrscht immer eine einzigartige Stimmung, und die Fans zeigen ihren Enthusiasmus auf sehr respektvolle Weise.

Worin liegen die besonderen Herausforderungen von Suzuka?
FA
Ich denke, alle Fahrer lieben die Hochgeschwindigkeitskurven der Strecke. Darüber hinaus stellt der Kurs aus technischer Sicht einige Anforderungen an die Ingenieure. In puncto Set-up sind zwei Dinge besonders wichtig: Zum einen muss der Wagen gut auf schnelle Richtungswechsel reagieren, zum anderen braucht man eine stabile Hinterachse, die dir in den schnellen Ecken das notwendige Vertrauen gibt. Die S-Kurven zu Beginn zählen zu den wichtigsten Abschnitten einer Runde. Hier wechselt man rund 15 Sekunden lang immer wieder die Richtung, das ist physisch sehr anstrengend. Außerdem muss man in dieser Passage sehr konzentriert agieren, weil es nur eine ideale Linie durch das Geschlängel gibt und jeder kleine Fehler viel Zeit kostet.

Romain Grosjean: „Auf Suzuka freue ich mich mächtig“

Romain, dein Grand Prix in Singapur war schnell zu Ende. Der enttäuschende Abschluss eines ohnehin harten Wochenendes?
Romain Grosjean
Ja, das war bisher wahrscheinlich das schwierigste Rennwochenende meiner gesamten Karriere. Ich musste mir den für mich völlig neuen Kurs einprägen, wurde aber im Freien Training immer wieder von Problemen aufgehalten. Dadurch konnte ich nicht sehr viele Runden drehen und fühlte mich auf der Strecke nie so richtig wohl. Dann kam im Qualifying auch noch Ärger mit den Bremsen dazu. Obwohl wir dachten, dieses Manko für den Grand Prix gelöst zu haben, kehrten die Schwierigkeiten während des Rennens wieder – am Ende bat mich das Team, mein Auto sicherheitshalber abzustellen. Es gibt für mich also nicht viele Gründe, positiv auf den Großen Preis von Singapur zurückzublicken – es ist besser, ich vergesse diese Episode schnell und konzentriere mich voll auf den bevorstehenden WM-Lauf in Japan.

Auch Suzuka kennst Du als Rennstrecke noch nicht. Was hältst du von dem Kurs?
RG
Ich bin noch nie in Suzuka gefahren, habe aber schon immer davon geträumt, dort an den Start gehen zu dürfen. Denn dieser Kurs zählt zu den herausragendsten Strecken weltweit. Ich kenne die Kurvenabfolge bereits ganz gut aus zahlreichen Fernsehübertragungen. Jetzt kann ich es kaum erwarten, mich vor allem in die schnellen Passagen wie die legendäre „130 R“ zu stürzen.

Wie gehst du die letzten Rennen der Saison an?
RG
Keine der kommenden Strecken kenne ich, sie halten damit für mich noch große Herausforderungen bereit. Ich hoffe, dass ich in den letzten Grands Prix dieser Saison ein bisschen mehr Glück habe und endlich einmal ohne technische Probleme bis ins Ziel komme. Wenn dabei dann auch noch ein paar WM-Punkte für das Renault F1 Team und meine Wenigkeit dabei herausspringen, wäre es geradezu grandios.

Bob Bell (Teamchef Renault F1): „Das Team kommt in bester Stimmung nach Suzuka“

Bob, wie hat sich der Podestplatz in Singapur auf die Atmosphäre im Team ausgewirkt?
Bob Bell
Das Podium hat das Team natürlich enorm beflügelt. Und weil der Japan-Grand Prix nur ein Wochenende später stattfindet, befinden sich auch in Suzuka noch alle in bester Laune. Das Team wird in Japan in bester Verfassung antreten. Die Strecke von Suzuka mag unserem Auto vielleicht nicht optimal liegen, doch unsere Motivation könnte nicht besser sein.

Romain hatte in Singapur das gesamte Rennwochenende über Schwierigkeiten und fiel früh aus. Kann er sich in Japan zurückmelden?
BB
Ich bin fest überzeugt, dass er das wegstecken wird. Er ist jung, sehr selbstbewusst und besitzt großes Talent. In Singapur bekam er laufend Bremsprobleme – also müssen wir mit aller Kraft sicherstellen, dass ihm das in Japan nicht wieder passiert. Dabei müssen wir allerdings berücksichtigen, dass Suzuka eine komplett andere Rennstrecke ist und Romain es dort nach meiner Ansicht etwas einfacher haben könnte.

Dieser berühmte, klassische Rennkurs weist einige technische Herausforderungen auf. Wo sehen Sie die wichtigsten Anforderungen?
BB
Es stimmt, der Kurs ist hochinteressant und für eine so alte Strecke auch ungemein anspruchsvoll. Suzuka verlangt nach einer guten Fahrzeugbalance und einem mittleren bis hohen Abtriebslevel. Die Brems-Performance spielt hier eine kleinere Rolle, deshalb werden Romains Probleme wohl nicht erneut auftreten. Es gibt einige herausfordernde Kurven, die von den Fahrern viel Mut, Entschlossenheit und Können verlangen, im Gegenzug aber auch viel Selbstbestätigung liefern. Insgesamt haben wir auf diesem Kurs oft gut ausgesehen. Fernando liebt Suzuka, er wird an diesem Rennwochenende also voll in seiner Aufgabe aufgehen.

Der Große Preis von Japan 2009:
Start: 4.10.2009, 7:00 Uhr MESZ
Strecke: Suzuka International Racing Course, Suzuka (JP)
Distanz: 53 Runden à 5,807 km = 307,573 km

Ergebnis 2008 (in Fuji ausgetragen):
Sieger: Fernando Alonso (Renault)
Nelson Piquet (Renault): Platz 4

Ergebnis GP Japan in Suzuka 2006:
Sieger: Fernando Alonso (Renault)
Giancarlo Fisichella (Renault): Platz 3
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